Bobbie Peers

Bobbie Peers wurde 1974 geboren und ist Absolvent der Internationalen Filmschule in London.
Er ist in erster Linie Regisseur und Drehbuchautor. Er setzte ein Zeichen der norwegischen Filmgeschichte, als er 2006 eine goldene Palme für seinen Film Sniffer erhielt, für den er das Drehbuch verfasst und gleichzeitig auch Regie geführt hatte. Dieser Preis war der erste Meilenstein in seiner Karriere, dem noch viele weitere folgten. 2015 debütierte das Multitalent Peers mit seinem ersten Kinderbuch.

William Wenton und die Jagd nach dem Luridium ist das erste Buch der Reihe über William, der in der Lage ist, jeden auch noch so komplizierten Code der Welt zu knacken. Gleich der erste Band wurde u.a. mit dem Norwegischen Kinderbuchpreis 2016 ausgezeichnet.


Interview

Wann und warum haben Sie sich entschieden, Schriftsteller zu werden? 

2015 schrieb ich ein Filmmanuskript für einen Kinderfilm der William Wenton – Codeknacker heißen sollte. Ich war vollkommen verliebt in die Idee von dem zwölfjährigen Jungen, der der weltbeste Codeknacker war, ohne davon zu wissen. Ich war so in die Geschichte vertieft, dass ich vergaß, während des Schreibens über das Budget nachzudenken. Als ich fertig war, wurde mir klar, dass es viel zu teuer sein würde, daraus einen Film zu machen, und ich beschloss stattdessen ein Buch zu schreiben.


Was ist für Sie das Besondere an diesem Beruf?

Es gibt viele Dinge, die diesen Beruf besonders machen. Ich kann selber über meine Arbeitszeit bestimmen. Da ich die meiste Zeit meines Lebens selbstständig war, bin ich ziemlich gut darin mich zu disziplinieren. Es hat mich schon immer fasziniert, dass man eine Idee in seinem eigenen Kopf entwickelt und sie dann schließlich durch harte Arbeit, Mut und Kreativität in die Wirklichkeit umsetzen kann. Ich liebe die Vorstellung, dass man eine Idee von einer Situation oder von Charakteren hat, die dann ein oder zwei Jahre später als Buch oder Film existiert.


Was ist das Besondere daran, für Kinder und Jugendliche zu schreiben?

Kinder sind intuitive Leser. Sie sind offen und kreativ. Und das liebe ich. Science-Fiction für Kinder zu schreiben, macht unglaublichen Spaß. Ich kann meiner Phantasie wirklich freien Lauf lassen und loslegen. Aber ich brauche viel Zeit, um all die fantastischen Dinge in meinem literarischen Universum glaubwürdig erscheinen zu lassen. Ich möchte, dass man den Charakteren und Situationen glaubt. Das habe ich von meinen eigenen Kindern gelernt. Wenn wir zusammen einen Film schauen, höre ich sie oft sagen: "Das geht doch gar nicht". Ich versuche zu vermeiden, dass Kinder solche Gedanken haben, wenn sie meine Bücher lesen.


Über welche Themen schreiben Sie gerne? Gibt es Themen, über die Sie niemals schreiben würden?

Ich mag Fantasy, Science-Fiction und Mysteries. Ich schreibe gerne über Außenseiter und Benachteiligte, die über sich hinauswachsen und sich selbst verwirklichen. Die ihren eigenen Mut und ihre Stärke finden und schwere Zeiten überstehen. Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, jungen Menschen zu zeigen, dass es erlaubt ist, anders zu sein.
Bis jetzt bin ich keinem Thema begegnet, über das ich nicht schreiben wollte. Ich denke nicht, dass ich Angst vor heiklen Themen habe. Aber wenn ich erkenne, dass etwas zu langweilig ist, schwenke ich oft um. In dem Thema sollte Schnelligkeit, Spannung und Dynamik stecken.


Wie heißt Ihr aktuelles Buch? Worum geht es darin?

Gerade schreibe ich an dem 5. Buch in der Serie über William Wenton. Es wird Zentrifugalkatastrophe heißen. Das 4. Buch ist gerade in die Buchhandlungen gekommen. Es heißt Apokalypsengenerator und handelt von William und Iscia, die in die Sahara reisen müssen, um eine uralte Weltuntergangsmaschine zu finden.


Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht schreiben?

Ich habe drei Kinder. Wenn ich nicht arbeite, versuche ich viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Außerdem schreibe ich Manuskripte und führe Regie. Abgesehen davon lebe ich ein ganz normales Leben.

(Übersetzung von Nele Jacobs)

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Gudrun Skretting

Gudrun Skretting wurde 1971 geboren und ist eigentlich ausgebildete Konzertpianistin. 
Nach einem Studium am Norwegischen Kinderbuchinstitut veröffentlichte sie ihr erstes Jugendbuch, das unter dem Titel Mein Vater, das Kondom und andere nicht ganz dichte Sachen bei Carlsen erschienen ist und für das sie mit dem Debütantenpreis des norwegischen Kultusministeriums 2016 ausgezeichnet worden ist. Gleich im Anschluss erschien der Folgeband Anton og andre flokkdyr (2017), der u.a. mit dem Bokslukerprisen, der von einer Kinderjury vergeben wird, ausgezeichnet wurde. Im Sommer 2019 wird dann der dritte Anton-Band in Norwegen erscheinen.


Interview

Wann und warum haben Sie sich dazu entschieden, Schriftstellerin zu werden?

Es fing damit an, dass ich lustige Weihnachtsbriefe über die witzigsten Missgeschicke des vergangenen Jahres in meiner Familie an Freunde und Verwandte schrieb. Das waren zum Beispiel missglückte Versuche Lampen aufzuhängen oder der Stau, den sie im Einkaufszentrum verursacht haben. Dadurch bekam ich so langsam immer mehr Lust, etwas Längeres zu schreiben und bewarb mich im Schriftstellerausbildungsprogramm des Norwegischen Kinderbuchinstituts. Anton og andre uhell (Dt. Mein Vater, das Kondom und andere nicht ganz dichte Sachen) war meine Abschlussarbeit dort.


Was ist für Sie das Besondere an diesem Beruf?

Ich bin eigentlich eine ausgebildete Pianistin, darum bin ich daran gewöhnt, meinen Arbeitstag selbst einzuteilen. Aber als Schriftstellerin lernt man keine Noten auswendig, die andere komponiert haben, man muss alles selbst erfinden. Das ist so ziemlich das Speziellste, finde ich. Auch das Schwerste – aber gleichzeitig das, was am meisten Spaß macht!


Was ist das Besondere daran, für Kinder und Jugendliche zu schreiben?

Sie sind doch die wichtigsten Menschen! Sie sind die Leser von morgen, die Ärzte, Lehrer und Präsidenten von morgen. Ich habe auch das Glück, dass ich so oft eingeladen werde und dass ich reisen und mit Kindern über meine Bücher sprechen kann. Und ich treffe so viele liebe und schlaue Kinder da draußen!


Über welche Themen schreiben Sie gerne? Gibt es Themen, über die Sie niemals schreiben würden?

Ich liebe es, lustige Geschichten zu schreiben, aber ich mag es auch, wenn da irgendwo ein kleines bisschen Ernst dabei ist. Worüber ich nicht schreiben will? Hehe, ich bin etwas faul, wenn es ums Recherchieren geht, darum werde ich wohl niemals über Autos schreiben können. Oder über Computer. In Sachen Technik bin ich ein ziemlich hoffnungsloser Fall.


Wie heißt Ihr aktuelles Buch? Wovon handelt es?

Mein letztes Buch heißt Anton den store (Anton, der Große) und handelt von Anton, der versucht, reich zu werden und auf diese Weise in viele lustige Situationen gerät. Aber ist Reichtum eigentlich alles?


Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht schreiben?

Ich spiele Piano, verbringe Zeit mit meinem Mann und unseren drei Kindern und schaue sehr gerne Naturdokus im Fernsehen.

(Übersetzung von Bernhard Gajdzik)

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Harald Rosenløw Eeg

Harald Rosenløw Eeg wurde 1970 geboren und lebt mit seiner Familie in Oslo. 
Er studierte u.a. Religionswissenschaften und hat in verschiedenen Institutionen mit autistischen und verhaltensauffälligen Jugendlichen gearbeitet. Bevor er mit dem literarischen Schreiben begann, hat er als Journalist und Kolumnist für verschiedene norwegischen Tageszeitungen geschrieben. Seit seinem Debüt mit dem Roman Glasskår * 1995, zu dem er auch das Drehbuch schrieb, zählt er zu den bedeutendsten Jugendbuchautoren Norwegens. Inzwischen hat er mehr als zehn Bücher veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden.

Interview 

Wann und warum haben Sie sich entschieden, Schriftsteller zu werden?
Eigentlich habe ich mich nicht dazu entschieden. Es war, als hätte das Schreiben mich gefunden. Ich habe nach dem Abitur einige Jahre in Fetsund gearbeitet. Fetsund ist ein sehr langweiliger Ort in der Nähe von Oslo, vielleicht der langweiligste Ort Norwegens. Und während ich mich so langweilte, begann ich über Geschichten aus meinem eigenen Leben nachzudenken. Ich wollte sie aufschreiben. Als ich dann eine Geschichte aus der Wirklichkeit schrieb, bemerkte ich ziemlich schnell, dass ich zu lügen begann! Zuerst kämpfte ich dagegen an, aber in dem Augenblick, als ich begann, die Fähigkeit zu lügen zu mögen, schien es so, als würde es aus mir herausfließen. Ich wurde Autor, weil ich gut lügen konnte!


Was ist für Sie das Besondere an diesem Beruf?
Das ist sehr spannend, weil ich so tun kann als sei ich ein anderer als der, der ich bin. An einem Tag kann ich versuchen ein Polizist zu sein, an einem anderen ein König, oder eine Frau. Man lebt davon, zu lügen und zu stehlen. Ich lasse mich von Dingen aus meinem eigenen Leben inspirieren, aber sehr oft auch von Dingen, die ich lese, von dem Leben anderer. Ich bin wie eine Art Radar, der Dinge aufsammelt. Ich kann Geschichten stehlen und auf meine Art in sie hineinspringen. Aber am wichtigsten: Das Besondere ist, dass man schreiben MUSS! Das hört sich sicher ganz blöd an, aber viele, die sich wünschen zu schreiben, mögen es eigentlich nicht. Ich hingegen liebe es zu schreiben.


Was ist das Besondere daran, für Kinder- und Jugendliche zu schreiben?
Ich denke nicht besonders viel an Kinder und Jugendliche als Zielgruppe, wenn ich schreibe. Aber meine Hauptfiguren sind oft Jugendliche, und dann versuche ich natürlich die Figuren, so wie sie sind, zu verteidigen und zu verstehen. Egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Es ist immer ein Mysterium oder ein Geheimnis, eine Art Streben oder eine Art Suche, die meinen Büchern zugrunde liegt. Ich glaube, das ist ansprechend für Jugendliche.


Über welche Themen schreiben Sie gerne? Gibt es Themen, über die Sie niemals schreiben würden?
In meinen Büchern schreibe ich oft über Außenseiter und wie es ist, anders zu sein. Es gibt nichts, worüber man nicht schreiben kann. Aber das bedeutet nicht, dass ich über alle möglichen Themen schreiben möchte. Für mich kommen die Figuren oft vor dem eigentlichen Thema.


Wie heißt Ihr aktuelles Buch? Worum geht es darin?
Es heißt Kvartinger und handelt von einem Jungen, der herausfindet, dass er ein Klon ist.


Was machen Sie, wenn Sie mal gerade nicht schreiben?
Zurzeit schreibe ich viele Filmmanuskripte, fast mehr als Bücher. Ansonsten habe ich drei Kinder, mit denen ich viel Zeit verbringe. Da ich Musik mag, gehe ich auf Konzerte und Festivals. Sport mag ich auch, Fußball und Skifahren. Außerdem reise ich gerne.


(Übersetzung von Nele Jacobs)

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Iben Akerlie

Iben Akerlie wurde 1988 in Oslo geboren. Sie ist Schauspielerin und Schriftstellerin. Sie gehört zu den talentiertesten jungen Stimmen Norwegens in der Kinder- und Jugendliteratur. Ihr Debütroman Lars, mein Freund wurde von 10.000 Kindern zum besten Kinderbuch Norwegens gewählt. 

 

 

 

 


Interview 

Wann und warum haben Sie sich entschlossen, Schriftstellerin zu werden?

Ich entschied mich mit dem Schreiben zu beginnen, als sich mir die fantastische Gelegenheit bot, ein Essay zu schreiben, das hier in Norwegen in einer Kulturzeitschrift veröffentlicht wurde. Das war im Jahr 2013. Aber ich war damals noch nicht so weit, um tatsächlich ein Buch zu schreiben. Es folgte zunächst unter anderem eine Reihe von Schauspieltätigkeiten, und ich legte die Idee, ein Kinderbuch zu schreiben, noch zur Seite. Aber dann ermutigte mich der Lektor des Aschehoug Verlages und ich ergriff die Chance.


Was glauben Sie ist das Besondere an diesem Beruf?

Die Zurückgezogenheit und die Freiheit sind etwas, worauf ich größten Wert lege und was ich im Vergleich zu anderen, herkömmlichen Berufen als etwas Besonderes empfinde. Darüber hinaus ist es toll, seine eigenen Gedanken und Ansichten der Öffentlichkeit vorstellen zu dürfen.


Worin liegt die Besonderheit für Kinder und Jugendliche zu schreiben?

Ich kann das nicht mit dem Schreiben für Erwachsene vergleichen, denn das habe ich noch nicht gemacht. Aber ich kann sagen, dass es etwas Besonderes ist, denn Kinder sind unvoreingenommen und sehr ehrlich, vor allem bei der Rückmeldung und der kritischen Beurteilung. Darüber hinaus glaube ich, dass man vorsichtig sein sollte, Kinder zu unterschätzen oder zu glauben, man müsse sich dieser Zielgruppe in ihrer Besonderheit anpassen. Oft sind es ganz allgemeine Themen, die Kinder beschäftigen, weil das, was uns bzw. mich jetzt beschäftigt, hat mich auch damals schon als Kind beschäftigt. 


Über welche Themen schreiben Sie gerne? Gibt es Themen, über die Sie nicht schreiben wollen?

Ich schreibe gerne über Außenseiter, den Gegensatz von Angepasstheit und Individualität, über eigene Reisen, Persönlichkeitsbildung, Freundschaften, Selbstverständnis und Selbstdarstellung.
Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, worüber ich zukünftig schreiben will. Somit ist das Meiste wohl noch völlig offen.


Wie heißt Ihr letztes Buch? Und wovon handelt es?

Ich begann 2016 mit Lars, mein Freund. Es geht um die 11jährige Amanda, die erfährt, dass sie ein Schulpatenkind bekommen soll, das nicht wie alle anderen Kinder ist. Sie soll nämlich Patin für Lars werden, der etwa gleichaltrig ist und das Downsyndrom hat. Aber Amanda möchte sich nicht gerne von anderen Menschen unterscheiden. Sie will nicht auffallen und deshalb ist Lars bzw. sein Anderssein ein Problem. Außerdem ist Amanda unsterblich in ihren Klassenkameraden Adam verliebt. Selbst wenn sich im Inneren von Amanda alles gegen Lars sträubt und gegen alles, was er möglicherweise an Peinlichkeiten und Blicken heraufbeschwören könnte, so werden die beiden doch Freunde, jedenfalls im Verborgenen. Aber dann wird sie vor eine schwierige Wahl gestellt und verliert beinahe alles.
Mein letztes Buch heißt Das Riesenfest und ist bereits fertig, wird aber erst im Herbst 2019 herauskommen. Es handelt von einigen Kindern, die Nachbarn und Freunde zum „Riesenfest“ einladen. Eine Einladung landet irrtümlicherweise tief im Wald, wo der Riese Kim sie findet. Er ist überglücklich, denn seit 300 Jahren hat Kim keinen Kontakt zu Menschen, weil er unsichtbar für sie ist. Kim informiert seinen Freund, den Riesen Pandora, und zusammen entschließen sie sich, auf das Fest zu gehen. Dort zeigt sich, dass nur die Kinder auf dem Fest sie sehen können, nicht aber die Erwachsenen, was zu Verwirrung führt.


Was machen Sie, wenn Sie keine Bücher schreiben?

Ich arbeite als Schauspielerin oder schreibe Drehbücher.


(Übersetzung von Wulf Nordmann)

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Ingrid Ovedie Volden

Ingrid Ovedie Volden wurde 1981 in Orkanger geboren. 2016 erschien ihr erster Roman Alt som teller (dt. Titel: Unendlich mal unendlich mal mehr), der gute Kritiken erhielt und der für den Debütantenpreis des norwegischen Kulturministeriums vorgeschlagen wurde. Ein Jahr später folgte Hjertet er en knyttneve (Dt.: Das Herz ist eine Faust), ebenfalls ein Kinder- und Jugendroman mit ausgezeichneten Bewertungen. 

Ingrid Ovedie Volden hat Politikwissenschaften studiert und arbeitet seit vielen Jahren als Musikkritikerin für verschiedene norwegische Tageszeitungen wie „Morgenbladet“ oder „Klassekampen“. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt.

 

Interview 

Wann und warum haben Sie sich dafür entschieden, Schriftstellerin zu werden?

Als ich als im Alter von sieben Jahren mein erstes Gedicht schrieb. Das gab mir ein berauschendes Gefühl, dem ich ständig nachjage.


Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an diesem Beruf?
Das Besondere daran ist, dass eine so einsame Tätigkeit wie die des Schreibens zu etwas führen kann, das von vielen wahrgenommen wird. Dass die innere Welt einer Person plötzlich für andere sichtbar wird. Dass die eigenen Worte anderen Menschen etwas bedeuten, das ist wirklich ein fantastisches Erlebnis.


Was macht das Schreiben für Kinder und Jugendliche so besonders?

Kinder und Jugendliche sind vorurteilsfreie und fantasiereiche Leser. Das macht es zu einer sehr dankbaren – aber auch anspruchsvollen – Aufgabe, für diese Zielgruppe zu schreiben. Gleichzeitig beschäftige ich mich viel damit, dass Kinder und Jugendliche keine einheitliche Gruppe sind; sie sind ebenso unterschiedlich wie wir Erwachsenen. Deshalb verdienen sie auch eine ebenso große Vielfalt an Büchern.


Über welche Themen schreiben Sie gerne? Gibt es Themen, über die Sie nicht schreiben würden?

Ich glaube nicht, dass es Themen gibt, über die ich nicht schreiben würde. Sowohl zwischenmenschliche Beziehungen als auch das Anderssein sind wohl Kernthemen in meinen Romanen. Meine Figuren sind ein bisschen sonderbar, aber sie zeigen auch, dass das, was von anderen als Eigenart oder Schwäche angesehen wird, eine Stärke sein kann, und das kann eine wichtige Rolle im eigenen oder im Leben anderer Menschen spielen. Jungen Menschen genau das zu vermitteln, finde ich wichtig.


Wie heißt Ihr neuestes Buch? Um was geht es darin?

Mein neuestes Buch heißt Das Herz ist eine Faust. Es handelt von Oliver und Aline, die zunächst jeder für sich alleine – und nach und nach auch gemeinsam – Dinge erleben, die etwas mit dem Herzen zu tun haben. Es ist ein Roman über Musik, Liebe und Herzprobleme. Kann man das eine ohne das andere erleben?


Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht schreiben?

Dann höre ich Musik, lese, koche oder verbringe Zeit mit meiner Familie. Ich brauche aber auch das Alleinsein, und ich liebe es, mit Kopfhörern wandern zu gehen.


(Übersetzung von Birgit Gerle)

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Maria Parr

Maria Parr wurde 1981 in Fiska bei Vanylven an der norwegischen Westküste geboren.
Sie gilt als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen Norwegens. Sie hat nordische Sprachen und Literatur an der Universität Bergen studiert und arbeitet schon seit vielen Jahren als freie Autorin. Für ihre Bücher Waffelherzen an der Angel, 2008 (Vaffelhjarte, 2005) und Sommersprossen auf den Knien, 2010 (Tonje Glimmerdal, 2009) wurde sie national wie auch international vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem norwegischen Bragepreis (2009), dem Prix sorcières (2010) und dem Luchs des Jahres 2010 der Wochenzeitschrift Die Zeit. Ihr neuestes Buch Keeperen og havet (Dt. Manchmal kommt Glück in Gummistiefeln) erscheint 2019 auf Deutsch. Maria Parr lebt mit ihrer Familie an der Westküste Norwegens, wo sie aufgewachsen ist.

 

Interview

Wann und warum haben Sie sich entschieden, Schriftstellerin zu werden?

Seit ich klein bin schreibe ich Geschichten. Der Inhalt meines ersten Buches basiert auf Figuren, die ich für meine Geschwister erfand, als wir klein waren. Aber als ich die Facharbeit in der 10. Klasse über Astrid Lindgren schrieb, war ich so fasziniert und inspiriert, dass ich mich dazu entschloss, auch Kinderbücher zu schreiben. Das war das Jahr, in dem ich ernsthaft begann, Schriftstellerin zu werden.


Was ist für Sie das Besondere an diesem Beruf?

Die Frage ist, womit man diese Arbeit vergleicht. Sie ist wohl einerseits freier und andererseits unsicherer als viele andere Berufe.


Was ist das Besondere daran, für Kinder und Jugendliche zu schreiben?

Ich denke, dass es besonders motivierend ist, für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Viele von uns haben die stärksten und prägendsten Leseerlebnisse während ihrer Kindheit oder Jugend. Es ist selbstverständlich, dass junge Leser sowohl gute Literatur verdienen als auch brauchen. Genau davor habe ich wirklich Respekt.


Über welche Themen schreiben Sie gerne? Gibt es Themen, über die Sie niemals schreiben würden?

Es sind wohl alle Themen möglich. Was letztendlich den Ausschlag gibt, ist die Art und Weise, wie jemand schreibt. Ich selbst habe eine absolute Grenze: Ich möchte den Kindern nicht die Hoffnung nehmen. Ich möchte immer, dass es in dem, was ich schreibe, etwas gibt, das auf etwas Hoffnungsvolles deutet. Aber es ist auch wichtig, über das zu schreiben, was weh tut und schwierig ist - weil dies sowohl ein Teil des Lebens von Kindern als auch des Lebens von Erwachsenen ist.


Wie heißt ihr aktuelles Buch? Worum geht es darin?

Es heißt Keeperen og havet (Manchmal kommt Glück in Gummistiefeln) und handelt von zwei Zwölfjährigen, dem Jungen Trille und dem Mädchen Lena. Sie sind Nachbarn und beste Freunde und leben in einem sehr kleinen Ort. In diesem Jahr bekommen sie neue Fußballtrainer, es kommt ein neues Mädchen ins Dorf. Trille und Lena müssen schweren Herzens akzeptieren, dass die Dinge zukünftig nicht mehr so sein werden, wie sie immer gewesen sind. Die Veränderungen sind sowohl erschreckend als auch spannend und oft auch komisch. Ich hatte Lust, über dieses letzte Jahr auf der Grundschule zu schreiben, eine Zeit, in der man noch nicht wirklich ein Jugendlicher ist, aber man zu verstehen beginnt, dass die Kindheit nicht ewig weitergehen wird. Es gibt so viel Trauriges, Schönes und Lustiges in dieser Thematik.
Was machen Sie, wenn Sie mal gerade nicht schreiben?
Ich habe zwei kleine Kinder, also verbringe ich sehr viel Zeit damit, Mutter zu sein. Ich wohne in einem sehr kleinen Ort an Norwegens Westküste und mag es gern, draußen zu sein, entweder in den Bergen oder auf dem Meer.


(Übersetzung von Matthias Hondrich)

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Marit Kaldhol

Marit Kaldhol wurde 1955 in Ålesund/Westnorwegen geboren.
Sie hat Religion, Tanz, norwegische bzw. nordische Sprachen und Literatur, sowie Spanisch und lateinamerikanische Sprache und Literatur studiert. Bis zum Jahr 2000 hat sie als Lehrerin gearbeitet. Bereits 1983 startete sie nebenher mit ihrem ersten Buch ihre schriftstellerische Karriere. Heute ist sie freie Autorin und schreibt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene: Lyrik, Kurzgeschichten, Romane. Außerdem schreibt sie Theaterstücke und Lieder. Sie geht mit unterschiedlichen Musikern auf Tournee, gibt Workshops in kreativem Schreiben und ist im In- und Ausland auf Lesereisen eingeladen.


Interview

Wann und warum haben Sie sich entschieden, Schriftstellerin zu werden?

Seit ich gelernt habe, Wörter auf Papier zu bringen, ist das Schreiben Teil meines Lebens. Ich habe immer viel geschrieben. Das ist meine Art und Weise, Eindrücke zu verarbeiten und die Welt, meine Mitmenschen und mich selbst zu verstehen. Es ist auch meine Art geworden, eine Stimme in der Gesellschaft zu sein. Deshalb war es logisch und sehr nahliegend, das Schreiben zum Beruf zu machen.


Was finden Sie besonders an diesem Beruf?

Vielleicht ist es besonders, dass man mehrere Leben parallel führt. Zusätzlich zu meinem Leben in der wirklichen, äußeren Welt, lebe ich in den erdichteten Universen. Das kann herausfordernd sein, aber auch bereichernd und vielseitig. Gleichzeitig ist es etwas Besonderes, dass die Ideen für meine Bücher aus eigenen Erfahrungen, Eindrücken, Gedanken und Gefühlen entstehen.
Was ist das Besondere daran, für Kinder und Jugendliche zu schreiben?
Das Kinder- und Jugendalter ist eine enorm entscheidende Zeit in der Entwicklung hin zu einem erwachsenen Menschen. Deshalb ist die Verantwortung dafür, wie ich den Kindern und Jugendlichen in schriftlicher Form begegne, außerordentlich groß. Die Herausforderung dabei besteht darin, die Welt durch die Augen eines jungen Menschen zu sehen, und gleichzeitig als Erwachsene auf die Zukunft hinzuweisen. Am ehesten möchte ich zeigen, dass es möglich ist, auf eine gute Art und Weise zusammen zu leben. Wenn ich für junge Menschen schreibe, muss ich es schaffen, gleichzeitig sowohl jung, als auch erwachsen zu sein.


Über welche Themen schreiben Sie gern? Gibt es Themen, über die Sie nicht schreiben möchten?

Meine Texte handeln oft von Personen, die ausgeschlossen, verlassen oder allein sind, oder sich so fühlen. Menschen, die sich keinem Ort zugehörig oder die sich nicht gesehen und verstanden fühlen, geht es schlecht. Ich möchte diese Menschen darstellen, um zu zeigen, dass es sie gibt, und auch, dass es nicht unnormal oder ungewöhnlich ist, wenn es jemandem so geht. In meinen letzten Büchern habe ich auch das Thema Artenschutz in meine Erzählungen integriert. 
Ich kann nicht gut über Themen schreiben, die nicht wichtig für mich sind.


Wie heißt Ihr letztes Buch? Wovon handelt es?

Mein letztes Buch (für Erwachsene) heißt mjølketannmuseet / das Milchzahnmuseum (2018) und ist eine Sammlung kurzer Erzählungen über Beziehungen, vor allem zwischen Eltern und Kindern.
Das neueste Jugendbuch heißt Z for sorry / Z für sorry (2017) und handelt von Susan, die alleine in eine Wohnung in der Stadt zieht, um zur Tanzschule zu gehen, aber mit den neuen sozialen Herausforderungen nicht zurechtkommt. Sie trifft Zlatan, einen Klassenkameraden aus der Grundschule, und die Beziehung läuft in eine unerwartete Richtung. 


Was machen Sie, wenn Sie keine Bücher schreiben?

Ich mag es, spazieren zu gehen, zu schwimmen, Fahrrad und Ski zu fahren, in meinem Garten zu arbeiten und mit Menschen zu reden. Manchmal halte ich Vorträge und gebe Lesungen, gerne zusammen mit Musikern. Selbstverständlich lese ich viel, ab und zu verreise ich, um für meine Bücher zu recherchieren. Es geht eigentlich darum, Eindrücke zu sammeln – nachzuspüren wie es ist, zu leben. 

(Übersetzung von Marie Kristin Grohmann)

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Nancy Herz, Sofia Nesrine Srour, Amina Bile

Nancy Herz wurde 1996 geboren und ist eine Norwegische Autorin, Journalistin, Bloggerin und Feministin mit libanesischen Wurzeln. Sie bezeichnet sich selbst als Kosmopolitin und Träumerin. Gemeinsam mit Sofia Srour und Amina Bile startete sie in norwegischen Medien die Bewegung „Schamlose Mädchen“, die sich u.a. dem Thema „Negative Sozialkontrolle“ angenommen hat, der Frauen insbesondere in Gesellschaften und Communities mit einem starken Scham- und Ehrkodex ausgesetzt sind. Daraus ist das gleichnamige Buch entstanden.

Sofia Srour wurde 1994 geboren ist eine in Schweden geborene und in Norwegen aufgewachsene Libanesin und die zweite der Schamlos-Autorinnen. Sie ist eine feministische Autorin und Aktivistin. Sie studiert an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Oslo und schreibt für die norwegische Tageszeitung Dagsavisen.

Amina Bile wurde 1998 geboren und ist Autorin und Feministin. Sie war mit 18 Jahren schon Parlamentskandidatin der Linkspartei in der Region Telemark/Norwegen.

2017 erhielten die drei Autorinnen für ihren Einsatz für die Meinungsfreiheit u.a. den Fritt Ord Honnør-Preis.

 

Interview

Wann und wieso haben Sie sich entschieden Autorin zu werden?

Nancy: Bereits als Kind hatte ich Lust Autorin zu werden und Bücher zu schreiben. Ich träumte davon, Romane zu schreiben und las viele Bücher. Es war jedoch ein Zufall, dass ich zusammen mit Amina Bile und Sofia Srour das Buch Skamløs (auf Deutsch: Schamlos) geschrieben habe.
Sofia: Mir lag das Schreiben schon immer sehr am Herzen. Schon in jungen Jahren schrieb ich oft kurze Texte an die Menschen, die ich gern hatte - kleine Briefe über mich selbst, meine Familie, Freunde und Katzen. Über Gefühle und Gedanken. Im Laufe der Jahre wurde das Schreiben eine Möglichkeit für mich, Dampf abzulassen. Ich schrieb über Dinge, die mich aufregten und wütend machten, aber auch über Dinge, die mich glücklich machten. Heute schreibe ich z.B. Gedichte für mich selbst und gleichzeitig schreibe ich für eine Zeitung.
Es gab keinen festen Zeitpunkt, an dem ich mich entschloss, Schriftstellerin zu werden. Eines Tages fragte der Gyldendal Verlag bei mir an, ob ich ein Buch zusammen mit Nancy Herz und Amina Bile schreiben wolle. Denn unsere gemeinsam veröffentlichten Diskussionsbeiträge hatten für große Debatten in Norwegen gesorgt.


Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an diesem Beruf?

Nancy: Das Besondere daran Autor*in zu sein ist, dass man die Möglichkeit bekommt über Themen zu schreiben, die man selbst interessant findet und man hofft, dass andere Lust haben darüber zu lesen. Als ich jünger war, hat mir jemand gesagt, dass man „das Buch schreiben muss, das man selbst gern lesen würde, welches jedoch noch nicht geschrieben wurde“. Das haben wir mit Skamløs gemacht. 
Sofia: Ich liebe die Freude, die einem das Schreiben bereiten kann. Das Spezielle am Schreiben ist, wie viel Kraft in einem einfachen Wort oder einer einfachen Formulierung stecken kann und welch starke Auswirkung Sprache und Worte auf einen selbst und die Menschen um einen herum haben können. Das Schreiben kann Leben verändern, es kann Gesellschaften verändern und bleibende Spuren hinterlassen.


Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere daran, für Kinder und Jugendliche zu schreiben?

Nancy: Das Besondere daran, für Kinder und Jugendliche zu schreiben ist, dass man über die Sprache nachdenken muss. Man kann beim Schreiben nicht schummeln, indem man eine „fancy“-Sprache verwendet um zu beeindrucken. Junge Leser sind sehr klug, daher mag ich es auch sehr gerne, in Schulen über das Buch zu reden. 
Sofia: Ich mag es, weil Kinder und junge Menschen in einem Alter sind, in dem sie sich trauen, schwierige Fragen zu stellen. Sie zensieren sich noch nicht selbst. Sie sind in einem Alter, in dem man beginnt, darüber nachzudenken und zu reflektieren, wer man ist und welche Ansichten man hat. Mir bedeutet es viel, sie mit meinem Schreiben dabei zu unterstützen. Besonders mit einem Buch wie Schamlos. Ein Buch, das ich mir selbst gerne als 14-Jährige gewünscht hätte - ein Buch, von dem ich glaube, dass es mir leichter gemacht hätte, ich selbst zu sein. Das Schreiben gibt mir die Möglichkeit, für junge Menschen die Person zu sein, die ich selbst in dem Alter gebraucht hätte. Ich weiß es auch zu schätzen, dass Kinder und junge Menschen, die vorher keine Bücher mochten, durch unser Buch nun mehr lesen als vorher und selbst den Stift in die Hand nehmen, weil sie sich inspiriert fühlen. Das wiederum inspiriert mich täglich.


Über welche Themen schreiben Sie gerne? Gibt es Themen, über die Sie nicht schreiben wollen?

Nancy: Bisher habe ich nur ein Buch geschrieben, und plane ein weiteres zu schreiben. Das Buch Skamløs handelt von Scham, Ehrenkultur und wie junge Menschen in ihrem eigenen Leben eingeschränkt sind, sowie vom Aufwachsen zwischen zwei Kulturen. Dies ist ein Thema, das ich sehr interessant finde. Andere Themen, über die ich schreiben könnte, sind Feminismus, gesellschaftliches Engagement und der Kampf für Menschenrechte. 
Sofia: Im Großen und Ganzen inspiriert mich alles, was mit Menschen zu tun hat, sowohl das Gute als auch das Schlechte. Ich mag es nicht, nur über Alltäglichkeiten zu schreiben. Meistens schreibe ich über das, worüber wir nicht reden, aber häufiger reden sollten. Über Tabuthemen und schwierige Themen, über die man nur ungerne liest und spricht, also über Dinge, die etwas unbequem sind. Ich schreibe außerhalb meiner Komfortzone. Gerade das erzeugt in mir ein Gefühl der Zufriedenheit.


Worum geht es in Ihrem Buch?

Nancy: Schamlos ist ein Sachbuch und handelt davon, wie es ist, zwischen zwei Kulturen aufzuwachsen. Auf der einen Seite erlebt man den Druck der Familie und des sozialen Umfelds und auf der anderen Seite den gesellschaftlichen Druck. Das gilt nicht nur für Jugendliche mit Migrationshintergrund, auch andere Jugendliche erleben, dass sie unter Druck stehen, wenn es darum geht herauszufinden, wer sie sind und wer sie sein wollen. 
Sofia: Unser Buch ist eine vielschichtige und antirassistische Auseinandersetzung mit Ehren- und Schamgesellschaften. Auf Ehrennormen beruhende Gewalt ist eine von vielen Erscheinungen in Patriarchaten, in denen es eine Kultur der Gewalt gegen Frauen und gegen ethnische und sexuelle Minderheiten gibt. Diese Gruppen werden als Menschen angesehen, die Schande über die Familie und/ oder eine Gemeinschaft bringen, weil ihr Verhalten als unmoralisch oder ehrverletzend angesehen wird, da sie beispielsweise gesellschaftliche Regeln brechen oder sozial anerkannte Normen überschreiten. Mit unserem Buch wollten wir die auf Ehrennormen basierende Gewalt in Worte fassen und anderen dabei helfen, das Gleiche zu tun. Wir wollen das Bewusstsein für dieses Problem schärfen und jungen Menschen, unabhängig vom sozialen oder ethnischen Hintergrund, eine Sprache geben, damit sie die Strukturen beschreiben und verstehen können, die ihre Freiheit beschränken und die ihnen ihre fundamentalen Menschenrechte nehmen.


Was machen Sie, wenn sie keine Bücher schreiben?

Nancy: Wenn ich keine Bücher schreibe, mache ich sehr viele andere Sachen! Ich arbeite bei einer Organisation mit dem Namen Frivillighet Norge. Ein großer Teil meiner Arbeit dort besteht darin, möglichst viele Menschen dazu zu bringen, sich ehrenamtlich zu engagieren. Ansonsten reise ich sehr viel durch Norwegen und rede über „Skamløs“. Letztes Jahr habe ich an über 90 Veranstaltungen teilgenommen und über das Buch gesprochen. Zusätzlich schreibe ich Kolumnen bei der Zeitung Aftenposten, studiere Soziologie und Rechtswissenschaften, arbeite ehrenamtlich in einigen Organisationen und versuche Zeit für Freunde und meine Familie zu haben. In meiner Freizeit gehe ich gerne ins Theater! 
Sofia: Ich bin eine „wütende Feministin“, Jurastudentin, Schriftstellerin, Referentin und Vorstandsmitglied von CARE Norwegen, und daher habe ich eigentlich nicht viel Freizeit übrig... aber das Schreiben ist ein Teil meiner Freizeit, weil ich es liebe zu schreiben. Zurzeit schreibe ich zwar kein neues Buch, aber ich schreibe viel für mich selbst, und vielleicht kann daraus ja ein Buch werden. Ich lese viel, und ich denke umso mehr nach. Um Stress abzubauen, hebe ich gerne schwere Gewichte in einem Fitnesscenter, besuche einen Schießclub, laufe – oder ich schmuse einfach nur mit meinen Katzen!

(Übersetzung von Birgit Gerle, Matthias Hondrich und Dennis Nolden)

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Øyvind Torseter

Øyvind Torseter wurde 1972 geboren und lebt mit seiner Familie in Oslo. Er hat am Institute of Art and Design in Kent und an der Osloer Skolen for Grafisk Design studiert. Er veröffentlichte sein erstes Kinderbuch 1999. Seitdem hat er zahlreiche Bücher illustriert und auch eigene Texte geschrieben. Für sein umfangreiches künstlerisches Werk ist er mehrfach ausgezeichnet worden, u. a. mit dem Bologna Ragazzi Award 2008. 2014 war er Finalist des Hans-Christian-Andersen-Preises.  2018 erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Buch Der siebente Bruder.

 

Interview 

Wann und warum haben Sie sich entschieden, Illustrator zu werden?

Ich zeichne, seit ich ein Kind bin und habe auch als Teenager weiter gezeichnet, als viele damit aufgehört haben. Ich mochte es schon immer sehr, dass man eigene Welten und Geschichten in den Zeichnungen erschaffen kann. Als ich mich allmählich für eine Ausbildung entscheiden musste, fiel die Wahl auf Berufe, bei denen gezeichnet wird: Architekt, Cartoonist, Grafikdesigner, Illustrator, Künstler…
Als ich 18 war, begann ich an der Kunstschule zu studieren und wurde dann Illustrator.


Was ist für Sie das Besondere an dem Beruf?

Ich kann mit dem arbeiten, was schon immer ein großer Teil meines Lebens war: Das Zeichnen und das Erschaffen von Geschichten. Da ich nicht mehr angestellt bin, sondern freiberuflich arbeite, kann ich meinen Arbeitstag größtenteils selbst bestimmen. Ich freue mich jeden Tag darauf, zur Arbeit zu gehen und zu zeichnen. Das mache ich seit 20 Jahren.


Was ist das Besondere daran, für Kinder und Jugendliche zu zeichnen?

Wenn ich zeichne, ist meine Phantasie aktiv. Ich mag es, kleine Details zu zeichnen. Ich glaube, darin können sich viele Kinder wiedererkennen. In meinen Zeichnungen bin ich auch gerne humorvoll. Es darf gleichzeitig lustig und traurig sein. Oder lustig und unheimlich. Das mochte ich schon als Kind und mag es auch heute noch.
In meinen Zeichnungen verarbeite ich viele Dinge, an die ich mich erinnere, die ich gesehen oder gehört habe, oder die mir eingefallen sind. Es ist eine Art Collage. Ich versuche gar nicht, etwas Realistisches oder Wirkliches zu schaffen.


Mit welchen Themen befassen Sie sich gerne? Gibt es Themen, mit denen Sie sich nie beschäftigen würden?

Ich denke nicht so viel über Themen nach, wenn ich zeichne. Ich erkenne oft erst im Nachhinein, dass eine Zeichnung oder ein Buch ein bestimmtes Thema beinhaltet. Aber dies kann für jeden Leser etwas ganz anderes bedeuten. Ich glaube, dass man zu den meisten Themen zeichnen oder Bücher darüber schreiben kann. Es kommt mehr darauf an, wie verschiedene Themen behandelt werden. Mich zieht es oft in die Richtung von Projekten, bei denen ich Fantasie, Verwunderung und Humor benutzen kann. Ich liebe Projekte, die mich überraschen.


Wie heißt Ihr aktuelles Buch? Worum geht es darin?

Ich benutze zum Teil die gleichen Charaktere in mehreren meiner Bücher, selbst wenn die Bücher nicht Teil einer Serie sind. Ich stelle mir meine Charaktere als Schauspieler vor, die ich in unterschiedlichen Rollen und Geschichten einsetzen kann. Das neueste Buch heißt Altmuligmannen/Mann für alles. Die Geschichte handelt von einer Person, die einen Job als Mann für alle Fälle beim Präsidenten bekommen hat. Er kümmert sich um alle anfallenden Arbeiten: Er repariert ein Leck im Keller. Er bringt den Bürostuhl des Präsidenten in Ordnung. Er macht einen guten Job und bekommt dann das Angebot, auf den Atomkoffer des Präsidenten aufzupassen. Aber dabei tauchen Probleme auf. In Gestalt eines Doppelgängers. Das Buch ist sozusagen ein politischer Thriller.


Was machen Sie, wenn sie mal gerade nicht illustrieren?

Dann führe ich ein normales Leben als Familienvater. Meine Frau und ich haben drei Töchter, so dass zuhause immer viel los ist. Ich reise gerne und sehe gerne neue Orte. Ich koche auch sehr gerne.


(Übersetzung von Charlotte Saebisch)

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Stian Hole

Stian Hole wurde 1969 geboren und ist einer der innovativsten Illustratoren unserer Zeit. 
Er studierte visuelle Kommunikation an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Oslo und zählt zu den gefragtesten Illustratoren Norwegens. So hat er u.a. die Titelillustrationen für Bücher von Jostein Gaarder gemacht. Auch für seine eigenen Bücher ist er schon mehrfach ausgezeichnet worden. Für das Bilderbuch Garmans Sommer (2009) erhielt er u.a. den Brage-Preis, den wichtigsten Bilderbuchpreis seines Heimatlandes, den Bologna Ragazzi Award und den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 in der Sparte Bilderbuch. Im Hanser Verlag erschienen neben Garmans Sommer auch die Bilderbücher Garmans Straße (2011) und Garmans Geheimnis (2012). 2014 folgte das Bilderbuch Annas Himmel und 2016 Morkels Alphabet.


Interview

Wann und warum haben Sie sich entschieden, Illustrator zu werden?

Schon als Kind mochte ich immer zeichnen und malen, mochte es, alles Mögliche zu sammeln, Buchstaben und Bilder auszuschneiden und sie aufzukleben. Aber erst als ich mit meinem Studium der visuellen Kommunikation an der Handwerks – und Kunstindustrieschule in Oslo anfing, begriff ich, dass ich gerne als Illustrator meinen Lebensunterhalt verdienen würde.


Was ist für Sie das Besondere an diesem Beruf?

Es gibt viel Schönes an der Arbeit mit Bildern und Geschichten. Es ist aber auch eine harte Arbeit, die Geduld erfordert. Das Schönste am Zeichnen und Illustrieren ist, dass es eine Entdeckungsreise sein kann, sowohl zu neuen, unbekannten Orten, als auch eine Reise zu meinen eigenen Gefühlen, Bedürfnissen, Sehnsüchten und Träumen. Beim Illustrieren empfinde ich eine große Freiheit, ich kann die Regeln selbst bestimmen, die Schwerkraft auflösen, wann immer ich will. Dieser Beruf ermöglicht mir auch, etwas Neues zu lernen. Bilder und Geschichten zu gestalten ist eine große Freude in meinem Leben.


Was ist das Besondere daran, für Kinder- und Jugendliche zu zeichnen?

Ich finde, Geschichten zu erfinden und zu lesen hängt zusammen. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Bücher, die meine Mutter mir abends vorgelesen hat, und danach an die Bücher, die ich selber als Kind gelesen habe. Seitdem liebe ich Geschichten. Die starken Erinnerungen, die ans Lesen geknüpft sind, geben mir den Glauben daran, dass frühe Leseerfahrungen wichtig sind und dich dein ganzes Leben lang prägen können. Deswegen glaube ich, dass die Arbeit mit Geschichten und Bildern für Kinder bedeutungsvoll ist.


Mit welchen Themen befassen Sie sich gerne? Gibt es Themen, mit denen Sie sich nie beschäftigen würden?

Ich versuche mich den Dingen und Gefühlen zu nähern, die mir wichtig sind. Dann kann ich hoffen, dass sich etwas, das sich für mich wichtig anfühlt, auch für andere Menschen eine Bedeutung bekommt. Ich bemühe mich darum, dass Kinder- und Jugendliteratur einen großen und vielfältigen Raum bekommt, um auch alles ansprechen zu können, was im Leben schwierig ist. Ich glaube, dass Gefährliches und Beängstigendes weniger gefährlich und beängstigend wird, wenn man darüber spricht. Das Bilderbuch wird oft von Kindern und Erwachsenen zusammen gelesen und kann so auch ein sicherer Ort sein, um über schwierige Dinge zu sprechen. Aber alles zu seiner Zeit. Glücklicherweise gibt es auch viele leichte, lustige, freundliche, surreale und verspielte Kinderbücher!


Wie heißt Ihr aktuelles Buch? Worum geht es darin?

Für das letzte Bilderbuch habe ich mit der Autorin Synne Lea zusammengearbeitet. Es heißt Du og jeg oder auf Deutsch Du und ich, es handelt von einem Großvater, einem Mädchen und ihrem kleinen Bruder, von einer langen Bootsfahrt in einem kleinen Boot auf einem großen Meer.


Was machen Sie, wenn Sie mal gerade nicht illustrieren?

Da mache ich am liebsten etwas mit meiner Familie und Freunden. Wir kochen zusammen, spielen Fußball, ich fahre die Kinder zum Training, feuere sie an. Oder ich lese, schaue Filme, gehe im Wald wandern und sammele Beeren in den Bergen. Ich bin ein glücklicher Mann.


(Übersetzung von Hannah Platter)

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